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11.05.2022

Diese beiden haben ein Leben gerettet

Björn Beck und Wolfram Vogel reanimierten einen Kollegen und wurden nun geehrt

Die Dankbarkeit ist Ingo Blumenauer (59) ins Gesicht geschrieben, als er Björn Beck und Wolfram Vogel vor dem Magistratszimmer im Stadtallendorfer Rathaus in den Arm nimmt. Die beiden Männer haben gerade aus den Händen von Bürgermeister Christian Somogyi und Erstem Stadtrat Otmar Bonacker sogenannte „öffentliche Belobigungen“ entgegengenommen, die Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier aussprach – und zwar dafür, dass Beck und Vogel das Leben Blumenauers gerettet hatten.

Die drei Männer waren allesamt für den Sabotageschutz in der Herrenwaldkaserne tätig, als es im August 2021 zu einem Zwischenfall kam: Blumenauer kehrte gerade von der Streife zurück, als er plötzlich kurz aufstöhnte, sich ans Herz griff und zusammenbrach. Während einige Kollegen vor Schock zu Salzsäulen erstarrten, riefen Vogel und der Streifenkollege Blumenauers den Rettungsdienst. Beck bemerkte dabei, dass der Zusammengebrochene keine Atmung und keinen Puls mehr hatte, und begann mit der Herzdruckmassage.

Nicht der erste Einsatz von Björn Beck

Als er sich verausgabt hatte, übernahm Vogel die Reanimation – und zwar so lange, bis der Rettungswagen eintraf. Und dessen Besatzung fand deutliche Worte: Ohne das beherzte Eingreifen Becks und Vogels hätte ihr damaliger Kollege den Zusammenbruch nicht überlebt. „Ich bin sehr froh, dass die beiden vor Ort waren. Manchmal denke ich, es sollte einfach so sein“, betont dieser und freut sich, dass auch der zweite Zusammenbruch seines Lebens gut endete. Schon im Jahr 2015 sei ihm gesagt worden, dass 99,9 Prozent der Menschen solche Situationen nicht überlebten, erinnert er sich.

„Ich habe nicht groß nachgedacht, sondern einfach reagiert“, erinnert sich der aus Hertingshausen stammende und inzwischen in Stadtallendorf wohnende Björn Beck.

Er habe schon einmal versuchen müssen, einen Menschen zu reanimieren – damals aber ohne Erfolg. Das sei ihm in dieser Situation im vergangenen Jahr aber nicht durch den Kopf gegangen – auch wenn er jahrelang mit dem Kollegen zusammengearbeitet habe und dieser aufgrund der langen Arbeitszeiten quasi zum Kreis seiner „zweiten Familie“ gehörte: „Man denkt eigentlich nicht, sondern ist einfach konzentriert und versucht das umzusetzen, was man gelernt hat. In so einem Moment ist alles andere egal“, berichtet der zweifache Vater. „Ich habe einfach schnell, regelmäßig und tief gedrückt und mich dabei auch nicht von brechenden Rippen irritieren lassen. Das gehört dazu.“

Ähnlich erging es dem aus Rabenau stammenden Vogel. Es sei eine eigentümliche Situation gewesen. „Man steht vor einem Kollegen und fragt sich, ob jetzt alles vorbei sein soll.“ Er habe einfach schnell handeln wollen – und während der Reanimation einfach nach dem Motto „pumpen, pumpen, pumpen, lauschen“ agiert.

„Nicht jeder ist in solchen Momenten bereit, dem Mitmenschen zu helfen“, lobte Bürgermeister Somogyi die Helden. Eigentlich sollte das aber normal sein, entgegneten die Lebensretter – wohlwissend, dass nicht alle Menschen reagieren und helfen. „Es gibt auch Leute, denen ist es egal und sie würden weitergehen – weil ja bestimmt jemand anderes sich kümmert oder sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Das finde ich traurig“, sagt Vogel und antwortet, ob er wieder so handeln würde, mit nur einem Wort: „Selbstverständlich.“

Quelle: Oberhessische Presse