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11.02.2022

Fünf Teenager machen den Weg frei

Junge Stadtallendorfer bereiten mit viel Muskelkraft ein Bauprojekt vor

„Habu hat gefragt, ob wir Bock haben. Und wir haben Ja gesagt. (…) Meinem Großvater helfen wir schließlich auch bei der Arbeit in seinem Garten in Kirchhain.“ Mit diesen Worten erklärt Malik Sincer, wie er, sein Bruder Macid und ihre Freunde Eren Özdemir, Güven Toktas und Arda Tilki zu den „Freischneidern“ wurden, die mit großem Einsatz ein für das soziale Leben und die Mobilität in der Stadt wichtiges Projekt vorbereiten.

Zweimal die Woche bringen die fünf Teenager jede Menge Muskelkraft auf, um Büsche zu entfernen und das Schnittgut ebenso wie vom Bauhof oder von Stadtjugendpfleger Sebastian „Habu“ Habura gefällte Bäume zum Festplatz zu schleifen und abtransportieren zu lassen. Mehrere Hundert Meter ist die Strecke, die vom Festplatz am Gelände der Fußballer von Eintracht Stadtallendorf vorbei zum Scheidfeld führt.

Entstehen soll dort etwas, dessen Fehlen schon seit vielen Jahren bemängelt wird: ein Fuß-Rad-Weg, der zum einen die Radwegeverbindung von Neustadt bis nach Kirchhain und zum anderen die Mobilität in Stadtallendorf an sich verbessern soll.

„Ihr seid tolle Vorbilder“, lobte Bürgermeister Christian Somogyi die jungen Männer, die zum einen zeigten, dass sich auf die Jugend auch heutzutage noch verlassen werden könne, und die zum anderen die „Soziale Stadt“ lebten.

Denn ein wichtiger Baustein des Förderprogramms, von dem Stadtallendorf seit vielen Jahren profitiert, ist, dass sich die Menschen in die Projekte in ihrem Umfeld einbringen. Wobei der Bereich, in dem sich die Teenager engagieren, eigentlich nicht ihr direktes Umfeld ist – sie leben alle am anderen Ende der Stadt im aufgrund der das Bild prägenden Hochhäuser sogenannten „Manhattan“.

Sie würden von dem entstehenden Weg aber trotzdem profitieren, werfen die Jugendlichen ein: Er sorge schließlich auch für eine bessere Anbindung des Jugendzentrums an die Innenstadt. „Das ist toll. Ihr gebt dem Quartier wirklich etwas zurück“, unterstreicht auch Markus Hirth, der Projektleiter „Soziale Stadt“, das vom Stadtallendorfer Rathauschef geäußerte Lob.

Seit Oktober des vergangenen Jahres gehen die „Freischneider“ ihrem ehrenamtlichen und vor allem schweißtreibenden Projekt nach. Mehrere Hundert Stunden haben sie bereits investiert. „Ich glaube, anfangs wollten sie mir nur einen Gefallen tun, und haben deswegen ihre Hilfe zugesagt. Aber inzwischen identifizieren sie sich voll damit und sehen es als ihr Projekt an. Das ist eine super Sache“, freut sich Sebastian Habura.

Teilweise müssten sie wirklich schwer schleppen – hätten sich aber nie beklagt. Und sich auch nicht beschwert, dass sie im Kalten (Arbeiten wie diese sind nur zwischen Anfang Oktober und Ende Februar möglich), nach der Schule und oft im Dunkeln arbeiten müssen – wobei die Eintracht das Projekt auch unterstütze: „Der TSV hat schon öfters das Flutlicht angemacht, damit beim Freischneiden wir etwas sehen können.“

„Als wir anfangs das ganze Gestrüpp sahen, dachten wir, dass wir das niemals hinkriegen“, erinnert sich Güven Toktas zurück. Doch mit jedem Meter, den sie von Büschen und Bäumen befreit hatten, sei diese Annahme der Zuversicht gewichen. Und dass sie immer noch ein gutes Stück freischneiden müssen, scheint die Jugendlichen viel eher zu freuen als zu stören.

Ihr Einsatzwille ist jedenfalls ungebrochen und die Laune bei der Arbeit hervorragend. „Ihr helft Eurer Stadt. Das ist nicht hoch genug zu loben. Und wenn der Weg eines Tages fertig ist, dann könnt Ihr später noch Euren Enkeln davon erzählen, dass Ihr das überhaupt erst möglich gemacht habt“, spricht Somogyi „seinen“ jungen Mitbürgern noch mal Mut zu und Lob aus.

Quelle: Oberhessische Presse