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18.02.2021

Canan Othman ist die erste interkulturelle Pflegelotsin in Stadtallendorf

In einem Interview mit der Stadt Stadtallendorf stellt Canan Othman sich und ihre Motivation vor.

Frau Othman, stellen Sie sich bitte kurz vor.

„Mein Name ist Canan Othman, ich wurde in der Türkei geboren und bin 36 Jahre alt. Ich habe zwei Kinder und bin alleinerziehend. Meine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten habe ich in einer Arztpraxis in Stadtallendorf absolviert. Wir sind 1995 nach Deutschland ausgewandert und ich spreche Deutsch, Türkisch, syrisches kurdisch und Zaza.

Was genau sind die Aufgaben einer interkulturellen Pflegelotsin?

„Unsere Aufgaben sind ältere Menschen mit Migrationshintergrund, deren Familien und alle Pflegebedürftigen zu beraten und an professionelle Stellen weiter zu leiten.“

Wie hat sich die Ausbildung zur Lotsin dargestellt?

„Die Ausbildung fand, bedingt durch Corona, online statt. Es waren sechs Termine von 9 Uhr morgens bis 14:30 Uhr nachmittags. Die Themen für jeden Schulungstag waren bereits im Vorfeld festgeschrieben, jedoch konnte der Unterricht auch auf unsere Fragen abgestimmt werden.“

Um welche Themen ging es?

„Am Anfang haben wir uns alle kennen gelernt und über die Arbeitsaufträge gesprochen. Dann wurden uns die professionellen Hilfsnetzwerke vorgestellt, sowie unsere Rolle, Funktion und die daraus resultierenden Aufgaben. Ganz wichtig waren unsere Grenzen als Pflegelotsen. Dann wurden uns noch Grundlagen für Finanzierung der Pflege, informelles Pflegenetz, rechtliche Vorsorge und Krankheitsbilder nähergebracht, sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Ebenso wurden wir darüber informiert, dass es gesetzliche Freistellungen gibt und haben den Ablauf eines Informationsgespräches simuliert, sowie die Klärung von Fragen und Feedback.“

Wie gestaltet sich die Entlohnung Ihrer Arbeit?

„Ich mache das ehrenamtlich, dafür war auch die Schulung umsonst.“

Was war Ihre persönliche Motivation zur Ausbildung? Gab es einen Schlüsselmoment?

„Ich Pflege schon seit über 10 Jahren meine Schwester, mein Vater ist ein Pflegefall und leider auch mein vierjähriges Kind.  Ich habe im privaten schon immer versucht, den Menschen zu helfen, wenn ich gesehen habe, dass sie über ihre Rechte nicht Bescheid wissen. Als ich dann so eine Möglichkeit gesehen habe ich mir gesagt: Da kann ich vielleicht mehr Menschen erreichen.“

Was sind Ihre persönlichen Ziele bezüglich der neuen Aufgabe?

„Meine Ziele sind es, den Menschen ihre Rechte näher zu bringen und sie dazu zu ermutigen, nach Hilfe zu suchen und von ihren Rechten Gebrauch zu machen auch wenn man sich diese manchmal erkämpfen muss.“

Wie viele der 1,5 Millionen, in Deutschland lebenden Senioren mit Migrationshintergrund werden Sie in Zukunft betreuen und in welcher Intensität?

„Wie viele ist eine gute Frage. Am Anfang ein bis zwei Personen pro zweistündiger Sprechstunde jeden Monat. Danach wird man sehen wie es sich entwickelt.“

An wen genau richtet sich ihr Angebot?

„An ältere Menschen mit Migrationshintergrund aber ich würde mich über jeden Hilfesuchenden freuen der mich kontaktiert. Ich würde niemanden zurückschicken oder abweisen.“

Wie kann man mit Ihnen Kontakt aufnehmen?

„Ich habe jetzt wieder einen Minijob in der Arztpraxis in der ich gelernt habe. Dort werde ich Handouts und Visitenkarten auslegen. Die E-Mail Adresse lautet cano-85@hotmail.de und meine Mobilnummer ist die 015173065014. Ebenfalls kann man mich über Frau Thiel oder Frau Köhler, die die Seniorenarbeit im Rathaus betreuen, kontaktieren. Die erste Sprechstunde findet am 02.03.2021 von 9-11 Uhr im Seniorentreff in der Stadtmitte statt. Danach finden die Sprechstunden immer am ersten Dienstag im Monat, zur gleichen Uhrzeit statt.“

Gibt es noch etwas, was Sie den Leserinnen und Lesern gerne mit auf den Weg geben möchten?

Sie sollen sich trauen vorbei zu kommen und wenn ich weiter helfen konnte darf man mich gerne weiterempfehlen.

Quelle: Stadt Stadtallendorf