Flachsrose in Wolferode
Das gute, alte Leinen wurde aus Flachs hergestellt. Aber vor der Herstellung des Leinentuches waren viele aufwändige Arbeitsschritte nötig.
Am längsten Tag des Jahres, am 21. Juni wurde Flachs gesät. Lang und fein sollte der Flachs werden. Durch fleißiges Jäten wurde der Flachsbestand Unkrautfrei gehalten. Sobald die Blätter abfielen und der Stängel gelb wurde, war es Zeit für die Ernte. Dazu zogen die Frauen ins Feld um den Flachs zu reißen oder zu raufen. Der Flachs wurde mit der Wurzel aus der Erde gezogen und zu Bündeln gebunden. Ein Gestell mit Zinken besetzt (Kamm) diente zum durchkämmen des Flachses, die Fruchtstände wurden abgetrennt und so wurde der Leinsamen gewonnen. Ein Teil davon diente als Saatgut für das nächste Jahr und aus dem Rest wurde das begehrte Leinsamenöl gewonnen. Der ausgekämmte Flachs wurde dann in Bündeln auf Roste ins Wasser gelegt und mit Steinen beschwert. Bei diesem Vorgang der sogenannten Flachsröste fing der Flachs nach 10 bis 14 Tagen an zu faulen. In diesem Zustand ließ sich der Bast (die holzigen Pflanzenteile) leicht von der Flachsfaser lösen.
Dieser Vorgang, die Flachsröste hat hier in Wolferode an der heute so bezeichneten Flachsrose stattgefunden.
Der Flachs wurde danach getrocknet und in verschiedenen Arbeitsgängen von den holzigen Teilen restlos befreit bis die eigentliche Flachsfaser übrig blieb. Erst danach konnten die Flachsfasern auf dem Spinnrad zu Garn gesponnen werden. Die ortsansässigen Leinweber webten aus dem Garn feines oder grobes Leinen. Je nach Qualität und Stärke wurde das Leinen zu groben oder feinen Kartoffel- oder Mehlsäcken, Handtüchern, Betttüchern, Bettwäsche oder Leibwäsche verarbeitet. Die Stoffe wurden mehrmals unter Anfeuchten auf einer Wiese von der Sonne gebleicht bis sie weiß wurden. Der einzige noch bestehende flachsverarbeitende Betrieb in Deutschland befindet sich in Bad Segeberg.
Die Flachsrose in Wolferode besteht heute aus einer Quelle, einem kleinen Teich der aus der Quelle gespeist wird und zwei Sitzbänken mit Tisch für die Verschnaufpause aller Wanderfreunde. Im Jahr 2003 wurde die Quelle von unserem Mitbürger und Vereinsmitglied Johannes Müller im Auftrag des „Heimat- und Verschönerungsvereins Wolferode e.V.“ mit einem Rundmauerwerk aus Sandstein eingefasst.