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13.09.2023

Eva Pusztai-Fahidi im Alter von 97 Jahren verstorben

Die Stadt Stadtallendorf trauert um ihre Ehrenbürgerin

„Die Stadt liegt mir auch deshalb so am Herzen, weil sie mit mir viel Ähnlichkeit aufweist. Sie ist offen und empfangsbereit mit ihren unzählbaren Nationalitäten, die alle zusammenschmelzen, sich einander anpassen. Denn die Kinder lernen es bereits in der Schule, dass die Grundprinzipien des Zusammenlebens dieselben sind, unabhängig von Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung. Es lebe die Stadt, meine Stadt, mein Stadtallendorf“, sprach Eva Pusztai-Fahidi zum 25-jährigen Bestehen der Gedenkstätte Münchmühle.

Die am 22. Oktober 1925 in Debrecen geborene Ungarin verband eine traurige Geschichte mit Stadtallendorf. Eva Pusztai-Fahidis Familie wurde während der Besetzung ihres Heimatlandes durch die Wehrmacht 1944 in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Sie hingegen wurde in das Außenlager Münchmühle des KZ Buchenwald nach Stadtallendorf verbracht und musste in den dort angesiedelten Sprengstoffwerken zwölf Stunden täglich in der Granatenproduktion arbeiten. Im März 1945 wurde das Lager durch die US-Streitkräfte befreit und Eva Pusztai-Fahidi konnte nach Ungarn, genauer Budapest, zurückkehren. Bis zu Ihrem Tode verfolgte Sie engagiert das Ziel, dem Vergessen der Gräueltaten und dem Schicksal der jüdischen Frauen während des 2. Weltkrieges entgegenzuwirken. Dafür wurde ihr im Jahr 2012 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen und 2014 die Ehrenbürgerwürde Stadtallendorfs. Die Verbundenheit mit Stadtallendorf zeigte sie in über 30 Besuchen in unserer Stadt.

Bürgermeister Somogyi: „Wir verlieren mit Eva Pusztai eine großartige Persönlichkeit. Meine Begegnungen mit ihr werden mir aufgrund ihrer Ausstrahlung und Engagements im Gedächtnis bleiben. Ihr Tod trifft mich sehr. Gerade angesichts aktueller gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen müssen wir Eva Pusztais Gegenwehr zur Umdeutung der Vernichtung der ungarischen Juden sowie ihren Einsatz für die Verurteilung letzter noch lebender Täter aus den nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern für die Nachwelt erhalten!“

Am kommenden Sonntag wird im Rahmen des Gedenktages für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation ein Kranz zur Erinnerung an die Verstorbene an der Gedenkstätte Münchmühle niedergelegt werden.

Quelle: Stadt Stadtallendorf