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10.03.2022

Spontane Stadtallendorfer bringen mit Hilfskonvoi 58 Flüchtlinge nach Deutschland

Eine private Stadtallendorfer Initiative mit ursprünglich zwei geplanten Kleinbussen weitete sich in Windeseile zu einem Hilfskonvoi mit 13 Kleinbussen inklusive Werkstatt- und Verpflegungswagen aus

Über das Netzwerk dieser Stadtallendorfer Bürger und deren Bekannte traten bei Bekanntwerden einige hier ansässige mittelständische Firmen und Institutionen an die Organisatoren heran und spendeten Geld, Medikamente, Kraftstoff, Hygieneartikel, Babynahrung, Kleidung und Verpflegung oder riefen für Wohnraum für Flüchtlinge aus der Ukraine auf. Selbst die Fahrzeuge wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Der Start erfolgte in der Nacht zu letztem Freitag. 2.400 Kilometer inklusive Rückreise ohne Übernachtung mit allen Maßnahmen und Stress vor Ort lagen vor den Teilnehmern, jeder Bus war mit zwei Fahrern oder Fahrerinnen besetzt. Unterwegs wurde mit Funkgeräten und über WhatsApp Kontakt gehalten, schließlich mussten in dieser Blitzaktion auch auf dem Weg noch organisatorische Dinge geklärt werden. So konnte ein ukrainischer LKW zu einem Treffpunkt 20 Kilometer auf der polnischen Seite vor der Grenze zur Ukraine navigiert werden.

Dieser LKW gehörte zu einer ukrainischen Hilfsorganisation, der die Stadtallendorfer Hilfsgüter direkt in das Landesinnere nach Lviv (Lemberg) zu einem weiteren Verteilzentrum brachte. Diese Maßnahme war Gold wert, denn es gibt Bilder vor polnischen Bahnhöfen und Grenzstationen, vor denen verzweifelt Hilfsgüter vor den Eingängen abgeladen und sich selbst überlassen werden, weil dort niemand zuständig war, die Hilfe anzunehmen. Zwei polnische Übersetzer und eine ukrainische Dolmetscherin konnten dies verhindern und so war das erste Ziel des Konvois klar. Der Weg dahin gestaltete sich aufgrund der Verkehrslage schwierig. Wollte man eigentlich im Hellen die Transporter entladen und dann direkt zur Grenze zur Aufnahme von Flüchtlingen fahren, vorschob sich die Ankunft wegen Staus um die Ballungszentren Breslau, Kattowitz und Krakau um vier Stunden. Endlich angekommen wurden die Besatzungen der Busse durch sieben ukrainische Jugendliche beim Entladen und Beladen des LKWs unterstützt. Nach einer kurzen Stärkung wurden von der Vorhut, die sich bereits auf den Weg zum Erkunden an die Grenze gemacht hatte, die ersten drei Busse zum Abholen von den ersten 16 Flüchtlingen, deren Ziel der Hauptbahnhof Dresden war, abgerufen.  Der Weg zur Grenze war nicht ohne. Ständige Polizeikontrollen und zunehmendes Chaos, je näher man sich der Grenzstation näherte – ohne die Dolmetscher wäre ein Durchkommen nicht möglich gewesen. Übrigens: Die polnischen Polizeikontrollen sind gerechtfertigt, denn nicht jedes Fahrzeug, dass an der Grenze Flüchtlinge aufnehmen möchte hat Gutes im Sinn. Die Bilder an der Grenze und die Situationen werden allen Beteiligten nicht mehr aus dem Kopf gehen. Die Flüchtenden waren teilweise schon Tage mit PKWs oder der Bahn unterwegs. Mindestens die letzten sechs Kilometer mussten sie mit den Kindern zu Fuß bei klirrender Kälte zur Grenze laufen, denn näher darf aus ukrainischer Seite kein Fahrzeug mehr an die Grenze heran.

Das Wichtigste war, dass mit insgesamt 58 Menschen aus der Ukraine, fast alles Mütter mit Kindern sowie einem Familienhund und zwei Katzen eines Mädchens der Weg Richtung Deutschland angetreten werden konnte und alle wohlbehalten in Stadtallendorf ankamen.

Quelle: Stadt Stadtallendorf